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Kirmes, das Leben und die Achterbahn

Hallo liebe Herzchen…
Heute ist wieder Liebe, Glück und andere Gemeinheiten Freitag und hier im Rheinland, wo ich wohne, beginnen jetzt die sogenannten Schützenfeste.
Wer nicht damit aufgewachsen ist, tut sich manchmal schwer, die Begeisterung dafür zu verstehen. Da werden ein paar bunte Buden im Dreck aufgebaut und die Leute rasen in Strömen hin, um zu warmes Bier zu trinken, viel Geld auszugeben und sich auf den verschiedensten Fahrgeschäften mächtig durchrütteln zu lassen. Während die anderen stundenlang in sengender Hitze am Straßenrand stehen um ihre Männer, Nachbarn und eben alle in schönen Schützenuniformen, mehr oder weniger stramm vorbeimarschieren zu sehen.
Die einen nennen es Brauchtum, für die anderen ist es ein Schaulaufen der Dorfprominenzen. Schließlich hat hier jedes klitzekleine Kleckerdörfchen seine eigene Kirmes, seinen eigenen Schützenkönig und sogar einen eigenen Hofstaat.
Als ich klein war, fand ich das faszinierend. Die Musikkapellen und die ganzen Schützen. Ja, Kirmes im Dorf war ein richtiges Großereignis. Wer mit wem und warum. Wer war immer noch dabei, wer sah gut aus und wer nicht.
Irgendwann wurde der Lebensgefährte meiner Großmutter Schützenkönig im Dorf. Sein Lebenstraum wurde wahr. Im zarten Alter von 80 Jahren. Immerhin.
So erhielt ich ein wenig Einblick hinter die Kulissen des Großereignisses.
Eigens für die Garderobe und Etikette der Schützenkönigin: abgestellte Frauen von irgendwelchen Ministern und Präsidenten. Natürlich alles keine echten aber das merkt man ihnen wirklich nicht an. Das wird die Frau Schmitz, die sonst eigentlich an der Theke beim Metzger arbeitet aber mal ganz schnell zur Wächterin von Ordnung und Sitte bei Hofe.
Monatelange Vorbereitungen waren nötig, um all das auf die Beine zu stellen. Tausende von DM (Deutsche Mark) hat das gekostet und natürlich wurde auch ich zum Mitglied des Hofstaats ernannt und bekam, weil ich zu der Zeit dummerweise Single war, einen Mann an die Seite gestellt. Einen Ritter. Genau genommen war es vielleicht eher so, dass ich dem Ritter an die Seite gestellt wurde. Irgendwie musste man die unverheiratete Enkelin ja nun einigermaßen standesgemäß unterbringen. Wie auch immer. Ehe ich mich versah, war ich plötzlich Prinzessin. Also eigentlich nur Ritterdame aber wer will denn hier gleich kleinlich werden.20170602_104332
Die Bilanz für meine Zeit bei Hofe:
5 Tage Kirmes – 8 Kleider, ein Hut.
Hunderte Male Applaus (ich weiß bis heute nicht wofür).
Eine schallende Ohrfeige für den Ritter, der sich als gar nicht ritterlich zeigte und mir an die Wäsche wollte.
Ein Paar vollgekotzte Schuhe vom Selbigen, weil er sich aus Frust betrunken hatte.
Ein wenig Verständnis dafür, warum die Menschen mit stolz geschwellter Brust in Kostümchen durch die Straßen rennen (es macht schon Spaß, wenn man nicht genauer drüber nachdenkt).
Und ein Stiefopa der von dem Trip leider nie mehr runterkam.
Fortan lief der Opa nämlich majestätisch winkend durch die Straßen und wartete er auf Applaus, als der nicht einsetzte schimpfte er laut. Auf der vielbefahrenen Hauptstraße des Ortes, sah er gar nicht mehr ein auf grün zu warten. Er ging einfach los und hielt den Verkehr an.
Niemand hatte bemerkt, dass bei ihm bereits eine Demenz eingesetzt hatte. Das Schöne daran war, dass er auf diese Weise bis zum Ende seines Lebens immer dieses schöne Gefühl hatte, seinen Traum zu leben.
Für mich hat Schützenfest seit meiner Kindheit seinen Glanz leider verloren. Auch wenn mein Sohn, natürlich familiär geprägt, ein Schütze ist, ich kann dem ganzen Aufwind nichts mehr abgewinnen.
Das einzige was mich an Kirmes noch reizt ist die Achterbahn- Weil sie ist wie das Leben.
Du steigst ein. Eine ganze Weile passiert vielleicht gar nichts.
Alles läuft schön gemütlich, wie ein Schweizer Uhrwerk, am Schnürchen.
Doch irgendwann gehts ab. Du fährst höher und höher um dann, wenn du am höchsten Punkt angekommen bist, in die Tiefe zu rasen und dich mit einem Überschlag kräftig durchzuschütteln. Mag es auch eine Weile Spaß gemacht haben, irgendwann bist du froh, dass die Fahrt mit einem scharfen Ruck endet.
Dir ist schwindelig und schlecht. Ganz benommen steigst du aus und musst dich erst mal orientieren. Irgendwie hast du es zum Ausgang geschafft und dort warten deine Freunde auf dich. Sie stützen dich, nehmen dich in dem Arm. Ziehen dich von der Achterbahn weg und sehen den Mann im Kassenhäuschen böse an. Sie besorgen dir ein Glas Wasser und bleiben bei dir, bis du wieder Luft bekommst, dieses dumpfe, schlechte Gefühl verschwindet und deine Beine dich wieder tragen.
Nur um dich beim nächsten Mal lachend für die nächste Fahrt zu ermutigen und dir motivierend zuwinken, wenn die Achterbahn dich wieder hochzieht.
Die Achterbahn wird weiter ihre Runden drehen und entweder du steigst ein und fährst mit oder du setzt halt eine Runde aus.
Worauf es wirklich ankommt, sind die Menschen, die unten auf dich warten und das ist wohl auch der Reiz am König und Hofstaat spielen. Es geht um die Gemeinschaft und um die Menschen, die bleiben, wenn andere gehen um die, die dich auffangen und irgendwann auch verabschieden werden. Die Menschen, die dich nicht vergessen und bei denen du nach Jahren noch in Form von Geschichten und Erinnerungen lebendig bleiben wird
In diesem Sinne- habt Spaß und lebt euren Traum 😊

Eure
Ella Rhode
(Autorin,Bloggerin, ja das war tatsächlich mal meine Frisur. Ich war jung und wollte das so.)

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